Straßburg im Frankreich-Lexikon

Die wechselhafte Geschichte der Stadt Straßburg ist beispielhaft für das ganze Elsass. Seit 870, nachdem zuvor die Kelten und die Römer in Straßburg siedelten, wechselte Straßburg mehrmals zwischen deutscher und französischer Zugehörigkeit. Das ist noch heute an dem besonderen Charme der Stadt mit seiner französisch-deutschen Doppelseele zu spüren. Im Mittelalter war Straßburg das bedeutendste Wirtschafts- und Kulturzentrum am Oberrhein, nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Stadt Sitz des Europarates. Diese Wahl konnte kaum anders ausfallen, denn kaum eine andere Stadt zeigt sich so tolerant und offen, wie diese. Das Stadtbild Straßburgs ist geprägt von vielen imposanten historischen Gebäuden mit üppigen Verzierungen und den romantischen schmalen Gassen mit alten Fachwerkhäusern. Über allem ragt das Straßburger Münster heraus, das als das interessanteste Gebäude im gotischen Stil in ganz Europa gilt. Die Fassaden des Gebäudes sind über und über mit Skulpturen und Verzierungen bestückt. Im Inneren verbergen sich viele künstlerische Schätze, wie die astronomische Uhr, eine Silbermannorgel, Engelspfeiler und wunderschöne Glasmalereien an den Fenstern. Mehrere Kapellen und Altäre sind prächtig geschmückt. Allein das Kirchenschiff ist mit 110 Metern Länge, 41 Metern Breite und 39 Metern Höhe von beeindruckender Größe. Lediglich einer der beiden Türme blieb unvollendet, während der andere mit einer Höhe von 142 Metern im Jahr 1439 fertig gestellt wurde. Ein weiteres auffälliges Gebäude ist das Haus Kammerzell am Münsterplatz, das im Jahr 1589 erbaut wurde. Hier ist die Fassade dicht mit Holzschnitzereien bedeckt. Die Fenster bestehen aus bunten Glasscheiben. Das Haus Kammerzell wird als das schönste elsässische Fachwerkhaus angesehen.

Die Straßburger Altstadt

Um bei einem Bummel durch Straßburg alle Schönheiten und Besonderheiten zur Kenntnis nehmen zu können, muss der Besucher sehr achtsam sein, denn die Stadt weist in allen Bereichen besondere Sehenswürdigkeiten auf. Die Altstadt wird von der Ill umflossen, die sich bei den sogenannten gedeckten Brücken teilt. Die Brücken heißen so, weil sie ursprünglich von Holzdächern überdacht waren. Die Türme der Brücken waren ursprünglich in die Befestigungsanlagen der Stadt mit einbezogen. An den Flussufern gibt es wunderschöne Promenaden mit einladenden Cafés und vielen keinen Geschäften. Kleine romantische Holzbrücken verbinden die Häuser an den Flussufern miteinander oder führen von den Häusern auf die Promenaden. In den engen, autofreien Gassen des Viertels Petit France laden Souvenirgeschäfte, kleine Boutiquen, Antiquitätengeschäfte, malerische Hinterhöfe und immer wieder urtümliche Gasthäuser zum Bummeln und Einkehren ein. Die ursprüngliche Heimat der Gerber ist das Pflanzbad-Viertel, in dem es kaum eine Straße ohne eine Weinstube, ein Bistro oder ein Café gibt. Die Gasthäuser haben seltsame Namen, wie Blecherne Rotznas, Schwitzkasten oder Bluetigen Knochen. Viele von ihnen servieren die weltberühmte Straßburger Spezialität, die Gänseleberpastete. Sie wurde erstmals von einem Chefkoch des Marschalls de Contades in Straßburg kreiert. Überall in den Straßen der Altstadtviertel gibt es Flohmärkte, Straßenmusiker und Maler aller Nationalitäten. Insbesondere an den Wochenenden wird es in diesen urigen und romantischen Gassen sehr voll und turbulent. Rund um den Kleber- und den Gutenbergplatz befindet sich ein exklusives Einkaufsviertel, das sehr französisch wirkt. In diesem Bereich gibt es Filialen aller bekannten Warenhausketten. Die Straßencafés wirken hier eher mondän, mit ihren Stuhl- und Tischreihen im Pariser Stil.

Straßburgs noble Stadtviertel

Rund um den Broglieplatz entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts während der französischen Epoche das Repräsentationsviertel der Stadt. Weltliche und geistliche Würdenträger, die in Straßburg zuhause waren, errichteten hier ihre Stadtpalais. Auch das Schloss Rohan befindet sich in diesem Stadtviertel, gegenüber dem Straßburger Münster. Das Schloss wurde etwa Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet und war die Residenz der Fürstbischöfe aus der großen Familie Rohan. Die Ausstattung der Gemächer dieses Schlosses ist noch heute sehr prunkvoll. Heute ist das Schloss Heimat der Städtischen Kunstsammlungen. Viele bedeutende Werke französischer, holländischer, spanischer und italienischer Meister sind hier ausgestellt. Die Porzellansammlung des Schlosses ist von unermesslichem Wert und zeigt Porzellan aus der im 18. Jahrhundert gegründeten Prozellanmanufaktur der Familie Hannong. Das Schloss befindet sich direkt am Ufer der Ill. Die meisten Gebäude in diesem Viertel sind große, repräsentative Stadthäuser aus der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die ursprüngliche Hauptstadt des Reichslandes Elsaß-Lothringen wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts im Norden und im Westen erheblich erweitert und modernisiert, und zwar im Jugendstil der preußischen Prägung. Auch eine Universität und der Kaiserpalast entstanden in diesen Jahren. Der Park der Orangerie ist gleichzeitig das Zuhause des berühmten Restaurants Burehiesel. Das seit vielen Jahren beste Restaurant in dieser Gegend ist das Au Crocodile. Über die vielen historischen Gebäude hinaus ist in Straßburg auch das Europapräsidium zuhause. Der Europapalast ist im Gegensatz zu den meisten übrigen Gebäuden in Straßburg ein modernes Gebäude im Baustil der 70er bis 90er Jahre. Ebenso verhält es sich mit dem Kongrresszentrum der Stadt.



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